Starke Zahlen bei der Neuzulassung von Elektroautos
Starke Steigerung der Neuzulassung von Elektroautos im Juni: Zeit für die Halbjahresbilanz der beliebtesten Elektroautos in Deutschland. Es war von Anfang an klar, dass das Wachstum der Elektroautoverkäufe in diesem Jahr nicht so fortgesetzt werden würde wie Ende 2022.
Der wahre E-Boom wurde im letzten Quartal 2022 durch viele vorgezogene Käufe ausgelöst, um die volle staatliche Förderprämie zu erhalten. Folglich war ein Rückgang im ersten Quartal 2023 unausweichlich. Doch nun scheinen die Elektroautos allmählich wieder auf dem Vormarsch zu sein, da der Juni der bisher stärkste Monat des Jahres in diesem Segment war. Im vergangenen Monat hatten sogar 20 Prozent aller verkauften Neuwagen in Deutschland einen batterie-elektrischen Antrieb.
Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg wurden im Juli knapp 48.700 reine Elektroautos (BEV) neu zugelassen – ein Anstieg von rund 60 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres. Der Anteil der Elektroautos an allen Neuzulassungen betrug demnach 20 Prozent. Constantin Gall, Managing Partner beim Beratungsunternehmen EY, teilte mit: „Die Wachstumsdynamik bei Elektroautos nimmt nach dem schwachen Jahresbeginn weiter zu.“
Sprung zum Massenmarkt
Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung PwC Strategy& befinden sich Elektroautos inzwischen auf dem Sprung zum Massenmarkt. PwC-Branchenexperte Felix Kuhnert erklärte, dass im Elektrosegment nun normale Marktbedingungen herrschten, einschließlich aller damit verbundenen Aspekte. Die Phase der Early-Adopter und Überzeugungskäufer sei vorbei, und nun seien die Mainstreamkäufer am Zug. Diese Gruppe legt jedoch strengere Kriterien in Bezug auf Produkt und Preis an.
Um Marktanteile bei Elektroautos zu gewinnen, kämpfen die Hersteller mittlerweile mit teils deutlichen Preisnachlässen, insbesondere im höherpreisigen Bereich. Laut einer Studie stieg der durchschnittliche Rabatt für Elektroautos im Premiumsegment von Juni bis Juli um ein Viertel auf 14 Prozent. Im mittleren Segment erhöhte sich der Durchschnittsrabatt um ein Drittel auf 11 Prozent. Lediglich im Volumenmarkt, wo weiterhin die höchsten staatlichen Kaufprämien angeboten werden, blieben die Rabatte mit 9 bis 10 Prozent weitgehend stabil, wie von PwC berichtet.
Attraktive Preise bei MG
MG konnte in den ersten sechs Monaten seinen Marktanteil vor allem durch attraktive Preise deutlich ausbauen. Diese Entwicklung betrifft mehrere Modelle, darunter den ZS, den MG 5 und vor allem den MG 4. Der MG 4 konnte sich sogar unter den 20 meistverkauften Elektroautos in Deutschland positionieren – ein beeindruckender Erfolg. Im Vorjahr war der MG 4 zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal auf dem Markt erhältlich, wie im Video ersichtlich.
An der Tabellenspitze zeigt sich, dass VW im Vergleich zum Vorjahr deutlich aufgeholt hat. Mit dem ID.3 sowie dem ID.4/ID.5 belegen die Wolfsburger nun die Plätze zwei und drei. Im Vorjahr reichte es lediglich für Platz 7 und Platz 5. Daraus folgt, dass der erste Platz einem anderen Hersteller gehört. Und wenig überraschend ist dies einmal mehr Tesla. Mit fast 10.000 Einheiten Vorsprung liegt das Model Y von Tesla vor dem ID.4. Dies ist eine bedeutende Differenz und deutet bereits auf einen Jahressieg für das Model Y hin, da eine Aufholjagd nahezu aussichtslos erscheint.
Starker Kampf um Marktanteile
Die Autobauer liefern sich nun auch in Europa eine Rabattschlacht im Kampf um Marktanteile bei Elektroautos, so erklären es die Branchenexperten. Nachdem Corona-Lockdowns und Lieferengpässe für eine Zeit lang zu einem knappen Angebot und hohen Preisen geführt hatten, zieht die Autoproduktion wieder an. Die Daten zeigen, dass die Autobauer verstärkt auf Rabatte setzen und diese auch für batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) gewähren.
Allerdings gibt es auch Skepsis darüber, ob die derzeitige hohe Nachfrage nach Elektroautos langfristig anhalten wird. Mit dem Auslaufen der staatlichen Förderung zum 1. September wird die Anschaffung von Elektroautos für Unternehmen deutlich unattraktiver, betonte EY-Experte Gall. Gewerbliche Halter stellen den Großteil der Neuzulassungen mit 68 Prozent.
Trotz steigender Zahlen bei Elektroautos ist der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller neu zugelassenen Pkw nicht gesunken. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres lagen die CO2-Emissionen der neu zugelassenen Fahrzeuge durchschnittlich bei 121 Gramm pro Kilometer, was in etwa dem Niveau des Vorjahreszeitraums entspricht. Der Grund dafür ist, dass vor allem Neuzulassungen mit durchschnittlichen Emissionen zwischen 121 und 160 Gramm pro Kilometer im ersten Halbjahr um fast ein Viertel zugenommen haben. Die Zahl der Fahrzeuge mit einem Ausstoß von weniger als 50 Gramm pro Kilometer ging im selben Zeitraum um 1,7 Prozent zurück. KBA-Daten für den Juli wurden zunächst nicht veröffentlicht.
Unser Fazit
Insgesamt verzeichnete der Automarkt im Juli deutliche Zuwächse, bleibt jedoch immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie. Der Vergleich zu den Neuzulassungen von 2019 zeigt einen Rückgang von 25 Prozent.
Die Entwicklung des deutschen Automobilmarkts ist also vielschichtig: Die Elektromobilität gewinnt an Fahrt, aber es gibt Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, um eine langfristige Nachfrage zu sichern und die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Die Rabattschlacht unter den Autobauern zeigt, wie intensiv der Wettbewerb um Marktanteile im Bereich der Elektroautos geworden ist. Die nächsten Monate werden zeigen, wie sich die Situation weiterentwickelt und welchen Einfluss staatliche Maßnahmen und technologische Fortschritte auf den Automobilmarkt haben werden.